Trat (Ost-Thailand) - 09/02/2023 9:30 PM
Gefühlt hat die Reise tatsächlich heute erst begonnen. Nicht, weil Bangkok - wo ich die ersten 4 Tage unterwegs war - nicht unfassbar aufregend, inspirierend, atemberaubend und letztlich doch fremd genug wäre, sondern weil nun das Ungewisse begonnen hat. Wo wird der neue Tag enden und wie komme ich dort hin? Was passiert dazwischen? Klingt vielleicht lächerlich, wo heute das Reisen, das buchen von unterwegs speziell durch’s Internet so viel einfacher geworden ist und wir zudem mit unserer „finanziellen Ausstattung“ - im Gegensatz zum Großteil der Menschheit - eine erhebliche Sicherheit in der Hand haben, doch am Ende dreht sich Vieles doch um banale, um vegetative Bedürfnisse (der Intensivmediziner), um Sicherheit, vielleicht sogar Geborgenheit. Das aufregende Leben, die Bereicherung, das Glück, der Zauber, sie finden dazwischen oder jenseits davon statt, wenn wir die gewohnten und geschätzten Pfade verlassen.
Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.
Kurt Tucholsky
Hier eine kleine Vorauswahl von Aufnahmen aus dem Rajadamnern Muay Thai Station, wo ich gestern Abend Thai-Box-Kämpfe sah, überhaupt zum ersten Mal einem Boxkampf beiwohnte. Thai-Boxen ist der Nationalsport hier und gilt allgemein als einer der brutalsten seiner Art. Das ist schwer, wenn überhaupt gänzlich auszublenden, doch wenn man sich in diese Kämpfer hineinversetzt, geht es um mehr als banale Kraft, Technik oder Gewalt, nicht nur um Sport, Athletik oder gar Show. Die Männer kämpfen mit all ihrem Willen und ihrem Mut um Ihre Existenz - in mehrerlei Hinsicht. Klingt nicht nur verbal archaisch, es kracht bisweilen heftig - denn es braucht viel Energie, um solch einen gestählten Körper k.o. zu kriegen. Doch es scheint mir eine ehrliche Art, es gibt Regeln der Fairness und die Männer schauen sich permanent in die Augen, gerade auch hinterher, wenn sie sich Respekt zollen.
Es hat unbenommen etwas furchtbar Schreckliches und dennoch eine tiefe Faszination - wie das Leben selbst!
Letztere fehlt mir bei dem Gedanken an den tagtäglich und milliardenfach stattfindenden Kampf um Geld und Macht auf der Welt, die sich für zivilisatorisch so entwickelt hält. Die Methoden sind dabei allerdings subtiler, perfide, organisiert, grausam, unbarmherzig und im Vergleich zum Boxen, schlicht feige.
Eine kurze Begegnung mit Khan, 71, der in den 80-ern für 6 Jahre in Hildesheim lebte und als Mechaniker arbeitete, letztlich aber aufgrund der damaligen Bestimmungen wieder nach Thailand musste und nun, hier in Bangkok seine sehr! kleine Strassenwerkstatt hat, in der er „alles“ machen kann - auch diesen hübschen Käfer aus dem Jahre 1979 eines langjährigen Freundes, den er in vier Monaten flott haben wird.
Nur, nach Deutschland will er nicht mehr, das ist ihm dieser Tage zu unsicher, dieses Europa…
Chinatown in Bangkok ist der Wahnsinn!
Coming soon ;)
cu later…