Koh Rong Sanloem - 17/02/2023 6:30 PM 

Meine Ahnen müssen Insulaner oder Seefahrer gewesen sein. Das Leben dort, es zieht mich  magisch an. Ich genieße nochmals ein paar Tage, nun auf Kambodschas schönster Insel, Koh Rong Sanloem. 



Später am Abend geschieht noch was Besonderes. Ich esse sehr gerne und nicht selten Fisch, insbesondere wenn ich am Meer bin. Was bin ich auf Patmos schon verwöhnt worden?! Hier auf der Insel, am Golf von Thailand, wird natürlich viel gefischt - das ursprüngliche Dorf auf Koh Kong Sanloem ist noch immer ein Fischerdorf. Jedenfalls habe ich heute, vermutlich - absolute Aussagen sind diesbezüglich ja etwas schwierig - den besten Fisch meines Lebens gegessen. Einen Red Snapper vom Grill, genial serviert nach asiatischer Zubereitung mit Ingwer, Lemongras, ausgewogen Chili, viel Knoblauch, noch vielem anderen, das ich nicht benennen kann und - da hier doch der Pfeffer wächst -  ganzen Zweigen von frischem, grünem Pfeffer!

Unfassbar - auch für meine Kamera.

Überhaupt das Essen hier, der Wahnsinn…


Und sie hat ihn gezaubert!















Also ging ich einfach - alles scheint hier „einfach“, was vielleicht mit meiner Situation als Reisender zusammenhängen mag, aber eben auch genuin mit hier, der Stimmung, der Einstellung der Menschen. Die Khmer nehmen - und sie hätten allen Grund, es anders zu tun - die Dinge nicht so schwer. Deutet sich ein Problem an, dann herrscht hier irgendwie die Zuversicht, dass es schon gut wird. Wenn nicht heute, dann morgen. Also erst gar nicht so viel Aufhebens darum machen. lächeln, machen, und gut wird es schon werden. Also Fischen!

Und ich hab’ tatsächlich einen gefangen, einen kleinen, weiß aber nicht wirklich, was es war. Geschmeckt hat er, wir haben unsere spärliche Beute später auf dem Kutter gegrillt und verspeist. Es geht. 



















Zugegeben, mein eigentlicher Fang war anderer Art, ein fotografischer und im Laufe des erlebnisreichen Tages auch ein persönlicher. ShiXuan, eine junge Chinesin - aus Wuhan!

Wir hatten unglaublichen Spaß beim Fotografieren und darüber hinaus, war es sehr spannend, wie ein junger Mensch aus China, die Pandemie im Epizentrum selbst erlebt hat, wie er China und die Welt sieht, erlebt und mutig, offen, alleine aufbricht, um sie zu erkunden.


















Das Meer, es war am nächsten Tag ausgesprochen still und gutmütig, die Farben zauberhaft, wohltuend der Seele.

Haruki Murakami - mein aktueller Begleiter - würde es so tiergehend und treffend beschreiben können, dass man mehr wahrnimmt, als man sehen kann. Ich wünschte, ich könnte das auch 

Kampot - 21/02/2023 8:30 AM 

Ich bin nun buchstäblich da, wo der Pfeffer wächst und ich muss sagen, es ist gar nicht so verkehrt hier - aus verschiedenen Gründen - allein die Herfahrt war schon abenteuerlich.


Und, wer immer mich schon längst hierher gewünscht haben mag - solche Menschen wird es geben - der soll’s jetzt mal so richtig auskosten ;)

Was hier neben der französischen Kolonialarchitektur einladend und angenehm auffällt - Kambodscha hatte nach Jahrhunderten der Streitigkeiten, Kriege und Besatzungen mit den Nachbarn um französische Schutzherrschaft gebeten, die letztlich bis 1950 dauerte - ist, die lässig-entspannte Stimmung, die hier in den Strassen herrscht - was mich nach meinem schockierenden ersten Eindruck in Koh Kong ziemlich freut. Die Menschen sind unfassbar freundlich und aufmerksam. Herzzerreißend erlebe ich in einer der vielen schönen Bars und Cafés, zu einer kleinen Familienrunde eingeladen zu werden, einfach weil ich ihnen aufgefallen war. Sie waren neugierig, Wir trinken und essen zusammen, es wird erzählt.

Hier schient es sich gut leben zu lassen, auch, wenn sie nicht viel Geld zum Leben haben - auch das ist immer wieder Thema.

Der Markt ist auch hier faszinierend. Auf engstem Raum findet das Leben, das Sterben, das Schlachten, das Rupfen und Ausnehmen, das Zubereiten und Präsentieren mit einer- zumindest für mich atemraubenden - Selbstverständlichkeit statt. Und dazwischen wird Beauty erledigt. Sehr lange her, aber so war es früher bei uns auch mal - also sehr viel früher. Dabei täte uns ein wenig mehr Nähe, vielleicht sogar deutlich mehr Nähe, zur Herkunft und Herstellung unserer  Lebensmittel ganz gut.   

Gendern ist hier, soweit ich bisher weiß, kein Thema. Gleichberechtigung?

Man könnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass hier - wie so oft - Frauen die schwerere oder miesere Arbeit, den härteren Job machen. Ich kann es nicht belegen, ich sehe auf und neben den Strassen viele, Frauen wie Männer fleißig und schwer arbeiten. Ich will nicht tauschen.



Und zur Würze nun endlich schauen, wo und wie der Pfeffer wächst. Es ist spannend und gäbe vieles zu erzählen, zum Beispiel, dass natürlich der kambodschanische Pfeffer - nein, der zertifizierte aus Kampot - der Weltbeste ist, hier etliche andere Gewürze angebaut werden, sie viele soziale Projekte (Schulen, Pflegeaus-bildung, etc.) in der Region mit dem Erlös fördern, ich mir nach hingabevollem Testen, grünen, gesalzenen Pfeffer zum „crunchen“ für  mich und meine zukünftigen Gäste in meinen begrenzten Stauraum geleistet habe, aber ich muss jetzt erst mal packen…

Aber noch bin ich hier nicht weg! Und bevor ich in meinen Schlafbus steige- ja richtig, mit Bett zum Schlafen - der mich in 10 Stunden nach Siem Reap bringt, mach ich noch ne Kanu-Tour mit Chau, meinem Guide dafür. 150 $ verdient er im Monat, falls er nicht krankheitsbedingt ausfällt. Von den 25$, die ich bezahlt habe, landen nur fünf Dollar (20.000 kambodschanische Ries) bei ihm, der Rest versackt durch Vermittlung anderswo, so ist das hier…
Er freut sich riesig, dass ich ihm „unvermittelt“ noch mal was gebe, ach ja…

cu later…

Angkor Wat - 23/02/2023 9:30 AM 

Einzelbett war überraschend alle…



…aber ich habe überlebt! Mein Bettgenosse, ein junger Kölner - kein echter Jeck, wie könnte er sonst am Faschingsdienstag in Kambodscha unterwegs sein!!! - dessen Eltern hier auf Suche nach einer Bleibe für immer sind (frustrierte Musiker, zuvor noch nie in Indochina), ist sehr kommod und spendiert ein gute-Nachbier, ganz im Sinne des  großartigen Bläck Fööss Songs, und wertvolle Tipps für’s anstehende Mekong-Delta.

Die meiste Zeit schlafe ich tatsächlich (jahreslanges Notarztfahren ist ein exzellentes Schlaftraining) und dazwischen bewegen mich, einerseits, mehr fantasierend, die Fürs und Widers für’s hiesige Sesshaftwerden und andererseits, ganz konkret, was ich wohl um 5 Uhr morgens in Siem Reap machen werde, mein Hotel noch nicht aufnahmebereit, ich aber mit den sicheren Bedürfnissen, Sachen ablegen, duschen und Kaffee trinken…


Doch es kommt wieder mal ganz anders, besser als jemals erwartet …

Angkor Wat, diese ganze Tempelwelt hier ist ein Kosmos für sich. Es sollte in Verbindung mit dem Universum stehen und das spürt man. Die überwältigende Größe, die enorme Baukunst, die innewohnende Spiritualität, sie erheben  und  sorgen für Demut in einem. Und jeder neue König musste das Bisherige mit einem noch größeren oder „besondereren“ Tempel topen. Und so kam dieses gigantische, schöne und inspirierende Jahrtausend-Opus zustande.

Eigentlich geht es auch hier um Schöpfung, Bewahrung und Zerstörung der Welt, initial geprägt durch Hinduismus aus Südindien, es geht um Spiritualität und Erreichen des Glücks. 

Ein unerschöpfliches Thema, dem ich hier nicht gerecht werden kann.


Doch es geht aber auch unfassbar viel um Krieg, im  großen Reich der Khmer kämpfte man Jahrhunderte lang um Macht und Eroberung - wie überall auf der Welt. Unzählige Mosaike hier illustrieren genau dies.


Am Jahrestag des schrecklichen, kriegerischen Überfalls der Ukraine mit dem Zeil der Vernichtung, lässt mich dieses Mosaik aus Angkor Wat nicht mehr los.


Der Affe dreht am Rad und der Rest macht Krieg. Das wussten sie auch schon, die alten Khmer …  

cu later…

Phnom Penh - 25/02/ - 01/03/2023 

In progress

Rote Khmer, S-21 Genozid-Museum und die killing-fields…

cu later…