München - 03/01/2023 12:00 AM 

Noch 33 Tage bis Bangkok…

Hier beginnt mein blog, um Momente, Erlebnisse und Gedanken während meiner anstehenden Asienreise vor allem bildhaft zu teilen. Ich werde eintauchen in das lebendige Treiben und die zauberhafte Landschaft am Mekong und in Japan, möglichst ohne in meiner Heimat verhaftet zu sein.


My way…

C/O Berlin im Sommer 2022

Freiheit ereignet sich, sobald man sich von einer Illusion trennt.

Peter Sloterdijk

Trat (Ost-Thailand) - 09/02/2023 9:30 PM 

Gefühlt hat die Reise tatsächlich heute erst begonnen. Nicht, weil Bangkok - wo ich die ersten 4 Tage unterwegs war - nicht unfassbar aufregend,  inspirierend, atemberaubend und letztlich doch fremd genug wäre, sondern weil nun das Ungewisse begonnen hat. Wo wird der neue Tag enden und wie komme ich dort hin? Was passiert dazwischen? Klingt vielleicht lächerlich, wo heute das Reisen, das buchen von unterwegs speziell durch’s Internet so viel einfacher geworden ist und wir zudem mit unserer „finanziellen Ausstattung“  - im Gegensatz zum Großteil der Menschheit - eine erhebliche Sicherheit in der Hand haben, doch am Ende dreht sich Vieles doch um banale, um vegetative Bedürfnisse (der Intensivmediziner), um Sicherheit, vielleicht sogar Geborgenheit. Das aufregende Leben, die Bereicherung, das Glück, der Zauber, sie finden dazwischen oder  jenseits davon statt, wenn wir die gewohnten und geschätzten Pfade verlassen.






















Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.

Kurt Tucholsky



Hier eine kleine Vorauswahl von Aufnahmen aus dem Rajadamnern Muay Thai Station, wo ich gestern Abend Thai-Box-Kämpfe sah, überhaupt zum ersten Mal einem  Boxkampf beiwohnte. Thai-Boxen ist der Nationalsport hier und gilt allgemein als einer der brutalsten seiner Art. Das ist schwer, wenn überhaupt  gänzlich auszublenden, doch wenn man sich in diese Kämpfer hineinversetzt, geht es um mehr als banale Kraft, Technik oder Gewalt, nicht nur um Sport, Athletik oder gar Show. Die Männer kämpfen mit all ihrem Willen und ihrem Mut um Ihre Existenz - in mehrerlei Hinsicht. Klingt nicht nur verbal archaisch, es kracht bisweilen heftig - denn es braucht viel Energie, um solch einen gestählten Körper k.o. zu kriegen. Doch es scheint mir eine ehrliche Art, es gibt Regeln der Fairness und die Männer schauen sich permanent in die Augen, gerade auch hinterher, wenn sie sich Respekt zollen. 

Es hat unbenommen etwas furchtbar Schreckliches und dennoch eine tiefe Faszination - wie das Leben selbst!

Letztere fehlt mir bei dem Gedanken an den tagtäglich und milliardenfach stattfindenden Kampf um Geld und Macht auf der Welt, die sich für zivilisatorisch so entwickelt hält. Die Methoden sind dabei allerdings subtiler, perfide, organisiert, grausam, unbarmherzig und im Vergleich zum Boxen, schlicht feige.


Eine kurze Begegnung mit Khan, 71, der in den 80-ern für 6 Jahre in Hildesheim lebte und als Mechaniker arbeitete, letztlich aber aufgrund der damaligen Bestimmungen wieder nach Thailand musste und nun, hier in Bangkok seine sehr! kleine Strassenwerkstatt hat, in der er „alles“ machen kann - auch diesen hübschen Käfer aus dem Jahre 1979 eines langjährigen Freundes, den er in vier Monaten flott haben wird.

Nur, nach Deutschland will er nicht mehr, das ist ihm dieser Tage zu unsicher, dieses Europa…






















Bangkok bei Nacht






















Chinatown in Bangkok ist der Wahnsinn! 

Coming soon ;)






















cu later…

Ko Kut (Thailand) - 10/02/2023 9:30 PM 

Gone fishing - Chris Rea


I'm gone fishing

I got me a line

Nothing I do is gonna make the difference

So I'm taking the time


And you ain't never gonna be happy

Anyhow, anyway

So I'm gone fishing

And I'm going today


I'm gone fishing

Sounds crazy I know

I know nothing about fishing

But just watch me go


And when my time has come

I will look back and see

Peace on the shoreline

That could have been me


You can waste a whole lifetime

Trying to be

What you think is expected of you

But you'll never be free


May as well go fishing






















Ansonsten, bisschen krass hier…


Fünf Tage im Paradies sind viel zu kurz. Ich hab diesen Traum schon um einen Tag verlängert und es ist sehr verlockend, noch länger hier zu bleiben. Doch ich hab ja noch Weiteres vor, Kambodscha ruft …

Solche Strände hab’ ich noch nie erleben dürfen. Weißer Sand, das Wasser ist kristallklar und schimmert durch und durch aquamarin!!! Unfassbar! Kokosnüsse fallen von den Palmen und seltsamerweise ist kaum ein Mensch da! Ich konnte es nur schwer fassen. So hab ich’s mir unverschämt gut gehen lassen und die Landschaft, die freundlichen und stets hilfsbereiten Menschen, die Strände, das warme Wasser und das fantastische Essen genossen.

Ein paar Fotos schon mal für’s Erste, doch bei all dem Genuss war nicht mehr Zeit, um all die schönen Aufnahmen zu bearbeiten - viel zu stressig ;) 



















Die Zeit auf der Insel war wundervoll, so leicht, unkompliziert und unvergesslich schön. Die schöne Hütte im grünen, tropischen Garten, exotische Geräusche aus der Umgebung in der Nacht, der Hund, der auf der Veranda sitzt, weil er sich wohl fühlt und Jacky Chan, mein stets fürsorglicher und hilfsbereiter Gastgeber (die haben hier alle übrigens während der 2 Covid-Jahre, ohne jegliche Gäste, null Unterstützung vom Staat erhalten), ein feiner Typ . Mit dem Moped konnte ich jederzeit und Überall hindüsen. An jeder Ecke gab es köstliches Essen, von freundlichen Menschen serviert, oft bei großartigem Panorama.

Und immer wieder diese wunderschönen, paradiesischen, menschenleeren Strände.


Selbst der Regen zum Abschied war besonders, ein Geschenk. Die Wälder lebten auf, glänzten und die Stimmung am Pier, unvergesslich… 






















You can waste a whole lifetime

Trying to be

What you think is expected of you

But you'll never be free

Koh Kong (Kambodscha) - 16/02/2023 9:30 PM 

Nicht überraschend und dennoch bewegend und gar schockierend, hier in Kambodscha existiert eine ganz andere Welt.

Das kündigt sich schon direkt nach der Grenze an. Den Menschen sieht man die leider Armut an, sie sind weit schlechter gekleidet, sogar verdreckt und sind eifrig um Arbeit bemüht, sodass man permanent angesprochen wird, ob man nicht ein Tuktuk, Taxi, Hilfe beim Visum oder eine Sim-Karte brauche. So hab ich tatsächlich noch vor meinem Einreisestempel im Pass eine perfekt funktionierende Internetverbindung.
Ich meine auch, dass die Menschen hier nicht den Glanz in den Augen haben, wie in Thailand, aber das wäre voreilig, zu behaupten. 























Die 10 Kilometer von der Grenze bis nach Koh Kong, der Provinzhauptstadt mit knapp 30.000 Einwohnern, ist gesäumt von Plastikmüll (auch der Touristen) beidseits der „Strasse“. Und selbstverständlich wird uns beim Einchecken im Hotel schon das Taxi für die Weiterfahrt zur Fähre auf die Insel am Folgetag vermittelt.


Ich erkunde den naheliegenden Markt, das Herz der Stadt…  






















Ein wesentlicher Grund, warum Kambodscha zum Beispiel gegenüber Thailand mehrere Jahrzehnte Entwicklunsrückstand hat, liegt an der Schreckensherrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1979 und der sich - nach Befreiung - anschließenden 10-jährigen Besatzung durch Vietnam.

In Koh Kong und der zugehörigen Provinz waren die Khmer Rouge allerdings auch danach noch lange - teils geduldet und finanziert durch den Westen! - aktiv und drangsalierten Bevölkerung und Reisende bis schließlich 1998 die endgültige Vertreibung gelang. 

Beim Passieren des Bezirkskrankenhauses konnte ich nicht widerstehen, einen Blick in die Notaufnahme und Intensivstation werfen zu wollen, was mir - nach meinem freundlichen Bitten - erstaunlich unkompliziert und bereitwillig gewährt wurde.

Beatmen könnten sie auch, war aber aktuell nicht notwendig.

Verbinden tut uns zudem der Mangel an Pflegepersonal, sodass ich die drei jungen Pflegekräfte schweren Herzens nicht umworben habe… 

Mehr als 50% der kambodschanischen Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre und hat keine direkte Erfahrung mehr mit dem Terrorregime von damals. Vor der Pandemie hatte Kambodscha mit 7% das höchste Wirtschaftswachstum aller asiatischen Länder.


Im World Happiness Report der Vereinten Nationen belegte Kambodscha 2022 bereits Platz 114 von 155 (5 Jahre zuvor noch Platz 129, Thailand aktuell 61, Deutschland 14).

Deutschland leistet historisch und aktuell die größte finanzielle Unterstützung für Gesundheit und Bildung in Kambodscha. 



Es geht aufwärts, auch wenn Gewaltherrschaften sehr lange ihre Spuren hinterlassen…